Familie

Vitamin D Mangel bei Kindern – was Eltern tun können

Vitamin D Mangel bei Kindern

In vielen Familien ist der Mangel an Vitamin D bei Kindern ein häufig diskutiertes Thema. Schließlich geht es um das gesunde Wachstum der Kleinen und die elterliche Verantwortung. Dabei ist unter anderem die Rede von den Jahreszeiten und schwerwiegenden Folgeerkrankungen.

Immer wieder bleiben hier Unsicherheiten, ob Kinder öfters von einem Vitamin D Mangel betroffen sind und was man dagegen tun kann. An dieser Stelle wollen wir den Eltern helfen, die vielen Ratschläge rund um das Vitamin D so einzuordnen, dass sie künftig sicher damit umgehen können.

Vitamin D in Kurzform

Eine Hauptaufgabe des Vitamin D ist die Bildung eines gleichmäßig geformten Skelettsystems mit stabilen Knochen und gesunden Zähnen. Außerdem sorgt es für kräftige Muskeln und ein funktionierendes Immunsystem.

Insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern verhindert es Wachstumsstörungen bis hin zur Knochenerweichung (Rachitis), die zu schweren Skelettverformungen führt. Der Vitaminbedarf endet aber keineswegs mit dem Laufalter, sondern besteht die gesamte Kindheit und Jugend hindurch fort.

Um sich mit Vitamin D zu versorgen, nutzt der menschliche Körper zwei Quellen:

Die Hauptmenge produziert er selbst. Das geschieht in der Haut mithilfe der Sonne. Dabei bildet sich zunächst das noch inaktive, dafür aber im Körper länger speicherfähige „Sonnenvitamin“ D3 (Colecalciferol). Je nach Bedarf entsteht daraus das eigentlich wirksame Vitamin D (Calcitriol).

Den wesentlich kleineren Teil an D3 liefern fetthaltige Nahrungsmittel tierischer Herkunft, insbesondere Seefische. Daneben gibt es mit dem Vitamin D2 (Ergocalciferol) eine pflanzliche Variante, die in relevanten Mengen nur in sehr wenigen Gewächsarten vorkommt.

Vitamin D3 spielt für einen gesunden Knochenbau und auch als Inhaltsstoff der Arzneiprodukte gegen den Vitamin D Mangel jeweils die Hauptrolle. Das D2 hingegen steht wegen seiner schwächeren Wirkung nur in der zweiten Reihe, stellt aber für Veganer bei der Ernährung und in manchen Präparaten eine gewisse Alternative dar.

Vitamin D Bedarf und empfohlene Tageszufuhr

Offizielle Referenzwerte

Vor allem bei Kindern und Jugendlichen reicht die heute übliche Ernährung nicht aus, um deren Stoffwechsel ausreichend mit Vitamin D zu versorgen, wenn sie länger nicht in die Sonne kommen. Durch die tägliche Gabe von Vitamin D Präparaten ist es jedoch möglich, den Mangel auszugleichen.

Für die empfohlene Dosierung hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Referenzwerte zusammengestellt1, die auch den deutschen Gesundheitsbehörden als Maßstab dienen. Darüber hinaus gelten sie in den Ländern Österreich und Schweiz als Richtschnur für deren Empfehlungen zu Vitamin D.

Weil auch Erwachsene häufig eine Unterversorgung mit Vitamin D zeigen2, hat die DGE in ihre Referenzliste für eine angemessene Vitamin D Zufuhr bei fehlender Sonnenbestrahlung (endogener Synthese) alle Altersgruppen aufgenommen:

AlterTägliche Vitamin D Gabe bei fehlendem Sonnenlicht
Säuglinge (0 bis unter 12 Monate)10µg / 400IE
Kinder (1 bis unter 15 Jahre)20µg / 800IE
Jugendliche und Erwachsene (15 bis unter 65 Jahre)20µg / 800IE
Erwachsene (ab 65 Jahre)20µg / 800IE
Schwangere20µg / 800IE
Stillende20µg / 800IE
Internationale Einheit 1IE = 0,025µg

Zusätzlich enthält die Liste noch folgende Hinweise:

Die Rachitis-Vorsorge erfolgt von der ersten Lebenswoche an durchgehend für ein Jahr, auch wenn die Babys gestillt werden oder Säuglingsmilchnahrung erhalten. Außerdem sollte die Prophylaxe bis zum zweiten erlebten Frühsommer fortgeführt werden.
Sobald für die Kinder und Jugendlichen wieder regelmäßig Sonnenlicht möglich ist, kann die gewünschte Vitamin D Versorgung ohne die Einnahme eines Vitamin D Präparats erreicht werden.

Bedarfsdeckung im Alltag

Helles Sonnenlicht auf der Haut erzeugt etwa 80 bis 90 Prozent des benötigten Sonnenvitamins, allerdings nur in den Monaten von April bis September. Dabei entsteht gleichzeitig ein Überschuss, den der Organismus auf Vorrat für die lichtarme Zeit speichert.

Der restliche Bedarf von etwa 10 bis 20 Prozent ist durch Nahrungsmittel meist nur unzureichend zu decken. Allerdings ist die zusätzliche Vitamin D Gabe bei sonst gesunden Kindern, die die Sommersonne nutzen konnten, nur in der kalten Jahreszeit sinnvoll. Hier kann aber auch schon die Hälfte der DGE-Empfehlung ausreichen3.

Anders sieht es im Wintermonaten zwischen Oktober bis März aus. Dann ist die Sonnenstrahlung nicht stark genug, um die körpereigene Vitamin D Produktion anzustoßen. Da auch die Versorgung aus Nahrungsmitteln nicht ausreicht um den Tagesbedarf zu decken, ist der Körper auf seine beschränkten Reserven und Ergänzungsmittel angewiesen.

Vitamin D Mangel bei Kindern — Umfang und Ursachen

Eine große Studie des Robert Koch-Instituts hat gezeigt, dass die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Vitamin D durch Lebensmittel in sämtlichen Altersgruppen deutlich unter dem Tagesbedarf liegt4.

Die auffällige Mangelsituation erklärt sich einerseits durch das heutige Essverhalten. Beispielsweise meiden etwa 20 Prozent der 12 bis 17-Jährigen generell Fisch, der zu den Hauptquellen für Vitamin D zählt.

Andererseits hält sich der Nachwuchs jeden Alters zunehmend weniger in der Sommersonne auf, da sich das Freizeitverhalten hin zu Indoor-Aktivitäten geändert hat. Entsprechend schlecht werden die Vitaminspeicher mit D3 für die lichtarme Jahreszeit gefüllt.

Risiko Vitamin D Mangel

Ein Mangel an Vitamin D kann schwere gesundheitliche Folgen haben. Anhand von Blutuntersuchungen bei mehr als 800 000 Frauen wiesen Neurologen der Harvard Medical School einen direkten Zusammenhang zwischen einer dauerhaften Vitamin D Unterversorgung und dem Auftreten der Autoimmunerkrankung multiple Sklerose nach. Wenn der Vitamin D3 Spiegel im Blut weniger als 27 ng/ml beträgt (Normalbereich: 30 bis 60 ng/ml), steigt das Erkrankungsrisiko um 60 Prozent5.

Eine gravierende Form des kindlichen Vitamin D Defizits ist die Knochenerweichung oder Rachitis, früher auch als Englische Krankheit bezeichnet. Sie hat bei uns jedoch wegen der seit Jahrzehnten obligatorischen ärztlichen Vorsorge mit Vitamin D Präparaten von der ersten Lebenswoche an kaum noch eine Chance.

Die weichen Knochen führen zu einer verkrümmten Wirbelsäule, einem aufgebogenen Brustkorb und starken X- oder O-Beinen. Weniger ausgeprägte Symptome sind beispielsweise verzögertes Sitzen und Krabbeln, eine späte und schlechte Zahnentwicklung sowie eine erhöhte Infektanfälligkeit.

Erste Hinweise für eine mögliche Rachitis zeigen sich etwa ab dem dritten Lebensmonat. Das Baby wirkt unruhig und schreckhaft. Die Bewegungen erscheinen eingeschränkt. Die Muskeln sind schlaff oder neigen zu Krämpfen. Auffälliges Schwitzen am Hinterkopf ist zudem häufig.

Bei Klein- und Schulkindern deuten beispielsweise Muskelschwäche, Schmerzen beim Gehen, Infektanfälligkeit und Antriebslosigkeit auf einen möglichen Vitamin D Mangel hin.

Eine einfache Blutanalyse zeigt dem Arzt, ob entsprechende Störungen vorliegen. Die Therapie mit Vitamin D Präparaten beseitigt die Beschwerden und verhindert Langzeitfolgen6,7.

Dem Vitamin D Mangel gezielt vorbeugen

Zur Vorsorge gegen ein Vitamin D Defizit bei ihren Kindern können sich Eltern idealerweise am nachfolgenden dreistufigen Vorgehen orientieren:

Die Sommersonne nutzen

Der wichtigste Punkt für die Kleinen besteht darin, in den Monaten von April bis September ausreichend Sonne zu tanken. In unseren Breiten ist dafür die beste Zeit zwischen 10 und 15 Uhr.

Je nach Hauttyp und Lebensalter können bereits 5 bis 30 Minuten zweimal wöchentlich genügen. Kopf, Gesicht, Arme und Beine sollten dabei frei sein. Darüber hinaus sollten die Kinder regelmäßig im Freien herumtollen, da dies die körpereigene Synthese von Vitamin D unterstützt und zusätzlich die Knochen kräftigt.

Die kurzen Sonnenbäder sollten ohne Sonnenschutzmittel erfolgen, weil schon ein Lichtschutzfaktor von 15 die Eigenproduktion komplett unterbindet. Eine Sonnenbrandgefahr besteht in dieser geringen Zeitspanne kaum. Ansonsten sollte der Hautschutz wie gewohnt verwendet werden.

Längere Sonnenduschen als maximal eine halbe Stunde haben weder für Kinder noch für Erwachsene einen zusätzlichen Effekt. Dem Körper reicht diese kurze Zeit, um seinen Tagesbedarf und zusätzlich eine relevante Speichermenge des Sonnenvitamins zu erzeugen. Danach stellt er die Produktion bis zum Folgetag ein8,9.

Ernährung passend zusammenstellen

Der zweite Aspekt beinhaltet, den Kindern unter Berücksichtigung ihrer Geschmackswünsche Lebensmittel anzubieten, die reich an Vitamin D sind. Zumindest ein- bis zweimal wöchentlich sollte Fisch dabei sein.

Vitamin D Lebensmittel
Zusammen mit den regelmäßigen Sonnenduschen ist der Nachwuchs auf diese Weise in der warmen Jahreszeit ausreichend versorgt und hat für den Winter einen gewissen Grundstock an Vitamin D. Das hilft den Kindern, die körpereigenen D3 Speicher länger zu nutzen, deren individuelle Kapazität sonst nach ein bis drei Monaten erschöpft ist.

Da bei den Nahrungsmitteln mit reichlich Vitamin D3 die Produkte tierischer Herkunft wie Fettfische, Leber oder Eigelb dominieren, ist die Auswahl an sonst gängiger Kost überschaubar. Beispielsweise enthalten Fleisch, Wurst, Käse, Butter oder Trinkmilch sowie auch die Muttermilch nur geringe Mengen dieses Vitamins.

Die pflanzliche Alternative D2 kommt in wesentlichen Mengen nur in Pilzen und Avocados vor, während pflanzliche Fette und Öle wie Oliven- oder Rapsöl gänzlich frei davon sind.

Die nachfolgende Tabelle zeigt eine Auswahl von Lebensmitteln mit Vitamin D10,11:

Lebensmittel Vitamin D Gehalt pro 100 g
Hering25,3µg
Lachs16,2µg
Eigelb5,6µg
Avocado3,5µg
Steinpilze, roh3,1µg
ganzes Ei2,9µg
Margarine2,5µg
Rinderleber1,7µg
Butter1,2µg
Camembert0,3µg
Vollmilch, 3,5% Fett0,1µg
Muttermilch0,07µg

Vitamin D mit Ergänzungsmitteln zuführen

Die dritte Stufe der Vorsorge beinhaltet je nach individueller Situation zusätzliche Vitamin D3 Gaben:

Aus naturheilkundlicher Sicht reicht die DGE-Empfehlung von 800 internationale Einheiten (IE) pro Tag bei Weitem nicht aus. Um eine ausreichende Vitamin D Konzentration von mindestens 30 ng/ml zu erreichen, sind 2000 bis 4000 IE Vitamin D3 am Tag erforderlich. Mehrere Studien belegen, dass für Erwachsene sogar eine tägliche Dosis bis zu 10000 IE sicher ist12.

Bei Schulkindern sorgt die Langzeiteinnahme von 2000 IE pro Tag für einen ausgeglichenen Vitamin D Blutspiegel und führt nicht zu unerwünschten Nebenwirkungen13.

Angesichts der Vielzahl rezeptfreier Vitamin D Ergänzungsmittel ist bei der Produktauswahl und Dosierung fachlicher Rat sinnvoll. Es ist wichtig darauf zu achten, dass das Präparat Vitamin der Form D3 (Cholecalciferol) enthält. In den meisten Fällen sind Tropfen zu empfehlen, da sich diese individueller dosieren lassen und im Allgemeinen weniger Zusatzstoffe als Tabletten enthalten.

Fazit

Die in früheren Jahrzehnten bestehende Gefahr eines auffällig gestörten Knochenwachstums durch Vitamin D Mangel in der Kindheit ist durch die heutige generelle Vorsorge mit Vitamin D schon ab dem Ende der ersten Lebenswoche weitgehend gebannt.

Unsere geänderten Ess- und Lebensstile führen jedoch dazu, dass sehr viele Kinder und Jugendliche während ihrer Wachstumsphase einen auffälligen Vitamin D Mangel entwickeln. Hier ist es vor allem Sache der Eltern, die Kraft der Sonne und eine geeignete Ernährung vorsorglich zu nutzen.

Als weitere Hilfe stehen den Eltern bedarfsweise bewährte, frei verkäufliche Vitamin D Präparate zur Verfügung.

Quellenverzeichnis

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Über den Autor
Dr. Erwin Spiegel

Dr. Erwin Spiegel ist promovierter Chemiker und arbeitet seit über 30 Jahren als geprüfter wissenschaftlicher Klinikreferent. Mit seinem großen Erfahrungsschatz ist er der richtige Ansprechpartner für schulmedizinische und pharmazeutische Fragenstellungen. Mehr Informationen zu unseren Autoren finden Sie auf der Seite Über uns
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