Gesundheit

Osteochondrose der Wirbelsäule — Wege zur Hilfe

Osteochondrose

Treten anfangs als harmlos empfundene Rückenbeschwerden im Laufe der Zeit regelmäßig und anhaltend auf, ist ein Arztbesuch unvermeidbar. Für die Betroffenen kommt es dabei keineswegs selten zur der anfangs schwer verständlichen Diagnose Osteochondrose der Wirbelsäule, die viele Fragen aufwirft.

Umso wichtiger sind in einer solchen Situation allgemein greifbare Informationen zu diesem Befund und Anregungen, was man selbst noch Gutes tun kann. Die nachfolgenden Ratschläge helfen dabei, die ärztliche Therapie zu unterstützen, die Symptome zu lindern und gravierende Spätschäden zu vermeiden.

Osteochondrose — die Kernpunkte

Bei der Osteochondrose liegt eine verschleißbedingte Abnutzung der Bandscheiben vor, die zu einer knöchern versteiften Wirbelsäule führt. Sie zeigt sich meist in der zweiten Lebenshälfte und tritt gehäuft auf, wenn starker Druck die Bandscheiben langjährig belastet. Dadurch werden sie immer flacher und verlieren schrittweise ihre Pufferfunktion1.

Die natürlichen Bewegungsstöße treffen dann ungebremst auf die Wirbelscheiben, die zum Ausgleich an den Rändern knöcherne Aufprallpuffer bilden. Das funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie die Hornhautschwielen an den Händen, nur eben als „knochenharte“ Variante.

Die Versteifung entsteht, wenn die Wirbel und die Puffer an ihren Berührungsstellen im Laufe der Zeit zusammenwachsen.

Andere Namen für diese Art von Rückenbeschwerden sind Osteochondrosis und Osteochondrosis intervertebralis.

Charakteristische Symptome

Bei einer Osteochondrose gehen die Beschwerden in erster Linie von den Lendenwirbeln aus, da sie dem Bewegungsdruck am stärksten ausgesetzt sind. Eine weitere Schmerzquelle sind die Halswirbel, selten hingegen die weniger belasteten Brustwirbel. Zusätzlich spielt eine Rolle, ob nur ein Abschnitt der Wirbelsäule oder mehrere Segmente betroffen sind2.

Insgesamt führt die schleichende Verknöcherung des Rückgrats zu einigen typischen Symptomen, die andere Rückenprobleme deutlich seltener aufweisen.

  • Hartnäckige Kreuzschmerzen
  • Schmerzmittel wirken nur zögerlich
  • Dauerhafte Beschwerden, nicht nur bei bestimmten Bewegungen
  • Keine Schmerzlinderung in Ruhe oder beim Liegen
  • Mit fortschreitender Wirbelversteifung abnehmende Beweglichkeit
  • Teils auffällige Schonhaltung
  • Mit zunehmender Steife zurückgehende Schmerzen (Knochen reiben weniger aneinander)
  • Erschwertes Wenden des Kopfes, wenn Halswirbel beteiligt sind
  • Begleitend kribbelnde oder taube Arme und Beine, falls zusätzlich Nerven eingeklemmt sind

Die Diagnose

Zu Beginn der Diagnose bekommen die Betroffenen ausreichend Gelegenheit, die auftretenden Beschwerden zu schildern. Aufgrund der vielen möglichen Ursachen für Kreuzschmerzen erhält der Arzt so erste Hinweise, welche Störungen vorliegen.

Die sich anschließende körperliche Untersuchung dient dazu, die vorläufige Vermutung zu bestätigen und die geeignete Abfolge für die bildgebenden Verfahren festzulegen.

Da zusammengepresste Bandscheiben beim Röntgen gut zu erkennen sind, ist dieser Schritt die erste Wahl. Zusätzlich zeigen die Aufnahmen die degenerativen Veränderungen an den Wirbeln und die knöchernen Aufprallpuffer sehr deutlich.

In vielen Fällen reichen die Röntgenbilder aus, um eine zuverlässige Diagnose zu stellen. Nur bei unklaren Ergebnissen ist ergänzend eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) nötig.

Liegen Hinweise vor, dass auch Nervenstränge des Rückenmarks beteiligt sind, erfolgen bedarfsweise ergänzende Untersuchungen.

Wesentliche Ursachen

Ein ganz wichtiger Auslöser für die Osteochondrose ist die jahrelange Überlastung der Bandscheiben. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese durch schwere körperliche Arbeit, intensiven Sport oder ständiges Sitzen wie zum Beispiel im Büro oder vor dem Fernsehgerät erfolgt.

Weiterhin ist die moderne Ernährung mit ihren versteckten Kalorien nicht zu vernachlässigen, die bei einer Reihe von Menschen anhaltendes Übergewicht verursacht. Jedes einzelne Kilo davon belastet das Kreuz zusätzlich.

Hinzu kommt die verbreitete Bewegungsarmut, die zu schwachen Stützmuskeln und Haltebändern an der Wirbelsäure führt. Das hat zur Folge, dass diese zunehmend kraftlosen Strukturen die Bandscheiben und das Kreuz als Ganzes nur noch kläglich stabilisieren können.

Bandscheiben
Über die Jahre hinweg schaffen es die genannten Einflüsse, einzelne Bandscheiben so stark zusammenzudrücken, dass sie auch deren Stoßdämpferfunktion zerstören. Um den jetzt ungebremst ankommenden Bewegungsdruck abzufangen, bilden die Wirbelscheiben an den Rändern Aufprallpuffer in Form von knöchernen Stützpfeilern oder Randzacken (Spondylophyten) aus.

Das stabilisiert zwar die Wirbel wieder, erzeugt allerdings starke Schmerzen, wenn die Knochenpfeiler und Wirbel aneinanderreiben. Am Ende wachsen die knöchernen Elemente zusammen und versteifen die Wirbelsäule.

Etablierte Behandlungsweisen

Bei einer Osteochondrosis liegt der Therapieschwerpunkt auf konservativen Maßnahmen. Operative Schritte kommen erst zum Tragen, wenn die Linderung der Beschwerden nur noch über diesen Weg erreichbar ist.

Konservative Konzepte

Am Beginn der Behandlung steht meist eine gezielte medikamentöse Schmerztherapie mit Präparaten zum Einnehmen. Bei akut quälenden Schmerzen helfen Spritzen direkt in die betroffenen Areale.

Parallel dazu dienen spezifische Rückenübungen zur Beseitigung von Kreuzschmerzen, indem sie die Stützmuskulatur stärken und die Wirbelsäule entlasten. Fallweise verordnet der Arzt zusätzlich ein den Oberkörper stabilisierendes Korsett (Orthese).

Ist der akute Schmerz getilgt, sorgt fachgerechte Krankengymnastik dafür, die Muskulatur anhaltend zu entspannen. Hier kommen bedarfsweise auch Rotlicht, Massagen oder die Elektrostimulation zum Einsatz.

Im weiteren Verlauf beginnt die wichtige physiotherapeutische Trainingsphase zur Stärkung der geschwächten Muskulatur, um die Wirbelsäule wieder auf natürliche Art zu entlasten und aufzurichten3.

Operative Maßnahmen

Bei einzelne, stark betroffenen Personen ist häufig eine Operation erforderlich. Neben den etablierten Verfahren zur Stabilisierung und Ausrichtung der Wirbelsäule ist eine Methode besonders zu erwähnen, nämlich die Implantation einer Bandscheibenprothese.

Dabei ersetzt der Neurochirurg bei den dafür geeigneten Personen die platt gedrückte Bandscheibe durch einen Miniaturstoßdämpfer, der aus zwei Titanplatten und einem federnd beweglichen Kunststoffkern besteht4.

Dieses seit mehr als zehn Jahren bewährte Vorgehen schenkt den Behandelten neue Beweglichkeit und Lebensfreude. Die Kassen unterstützen das Therapiekonzept.

Vorbeugung

Einer der wichtigsten Vorsorgeschritte bei einer Osteochondrose ist das konsequente Training der Rückenmuskulatur mit ihren Haltebändern.

Hier besteht der einfachste Weg darin, die Übungen aus der Physiotherapie zu Hause selbstständig weiterzuführen. Ideal dafür wären fünfmal wöchentlich rund 10 bis 15 Minuten, wobei zur gelegentlichen Abwechslung nichts gegen einen ausgedehnten Spaziergang spricht.

Alternativ bietet sich die Teilnahme an Rückenschulungen an, in denen die Fachkräfte gerne auch individuellen Rat erteilen, den Übungserfolg begleiten und falsche Bewegungsabläufe zweckmäßig korrigieren. Darüber hinaus liefert der Austausch mit den anderen Kursteilnehmern zusätzliche Anregungen für bewährte Maßnahmen, die zur Besserung der Beschwerden beitragen.

Wer in der Freizeit gerne körperlich aktiv ist, sollte auf Sportarten mit schnellen Richtungswechseln verzichten. Beispiele dafür sind Tennis, Fußball oder Krafttraining. Gut hingegen sind gleichmäßig belastende Tätigkeiten wie Radfahren, Nordic Walking, Wandern oder Aquajogging.

Bleibt im Alltag kaum Gelegenheit für ein Training, lässt sich die Bewegung mühelos in den Tagesablauf integrieren. Darin bereits Geübte nehmen zum Beispiel die Treppe anstelle des Aufzugs oder holen die Zeitung und die Frühstücksbrötchen zu Fuß statt mit dem Auto.

Auch die häufig verspannte Muskulatur des gesamten Bewegungsapparats verdient vorsorgliche Zuwendung. Neben lockernden Massagen eignen sich die verschiedenen Formen der Wärmetherapie, angefangen von Rotlicht über Fango bis hin zu entspannenden Bädern mit oder ohne Zusätze.

Für Menschen mit reichlich Hüftgold ist der Verzicht auf einige Kilos ein Segen für die Bandscheiben. Dabei sind Crash-Diäten der falsche Weg, da sonst der Jo-Jo-Effekt mit neuen Pfunden zurückschlägt. Zielführender sind eine ausgewogene Ernährung wie die bekannte Mittelmeerdiät und regelmäßige Bewegung, die ohnehin zur Vorsorge dazugehört.

Fazit

Die Osteochondrose ist eine zunehmende Versteifung der Wirbelsäule, die von langjährig stark beanspruchten Bandscheiben ausgeht. Sie ist bei Personen mittleren Alters weit verbreitet.

Eine Heilung ist nicht zu erwarten, wohl aber eine deutlich bessere Lebensqualität, wenn die Betroffenen die ärztlich empfohlene konservative Therapie konsequent umsetzen. Eigene Aktivitäten zur Vorsorge tragen außerdem dazu bei, gravierende Dauerschäden zu vermeiden.

Für Menschen mit schweren Formen einer Osteochondrosis stehen bewährte Operationen zu Verfügung, die Linderung und Erleichterung bringen.

Quellenverzeichnis

[1] http://gesundpedia.de/Osteochondrose Die Abbildung in diesem Link zeigt modellhaft eine flach gedrückte Bandscheibe.
[2] https://www.dr-gumpert.de/html/osteochondrose.html
[3] http://www.osteochondrose.net/ Wichtig in dieser Quelle ist der Abschnitt „Behandlungsmethoden der Osteochondrosis intervertebralis“.
[4] https://www.youtube.com/watch?time_continue=68&v=vKVGipY5H84

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Über den Autor
Dr. Erwin Spiegel

Dr. Erwin Spiegel ist promovierter Chemiker und arbeitet seit über 30 Jahren als geprüfter wissenschaftlicher Klinikreferent. Mit seinem großen Erfahrungsschatz ist er der richtige Ansprechpartner für schulmedizinische und pharmazeutische Fragenstellungen. Mehr Informationen zu unseren Autoren finden Sie auf der Seite Über uns
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