Gesundheit

Chronische Sinusitis Therapie — gibt es Hilfe?

Chronische Sinusitis Therapie

Chronisch entzündete Nasennebenhöhlen sind eine quälende und langwierige Erkrankung der oberen Atemwege. Der Wunsch Betroffener auf Besserung wird zunehmend drängender, wenn die bisherigen ärztlichen und eigenen Therapieversuche nicht erfolgreich waren.

Die anschließende Übersicht beschreibt leicht verständlich das Krankheitsbild und was dagegen helfen kann. Sie unterstützt Betroffene bei ihrer Wahl wirksamer Möglichkeiten der Behandlung.

Die wichtigsten Eckpunkte der Erkrankung

Die chronische Sinusitis ist weit verbreitet. In Deutschland sind es mehr als vier Millionen Menschen, die unter dieser Volkskrankheit leiden1. Ihr Name “Sinusitis” leitet sich von dem Wort “Sinus” ab. Mediziner bezeichnen damit die bogenförmige Hohlräume im Körper wie z.B. die Stirnhöhlen.

Ärzte legen viel Wert darauf, ihre Patienten nach den aktuellen Standards zu behandeln. Um Entzündungen der Nasennebenhöhlen zu heilen, nutzen sie eine eigens erstellte Leitlinie2. In ihr sind die Erfahrungen der Hals-Nasen-Ohren- und der Hausärzte berücksichtigt.

Sie beschreibt neben rein ärztlichen Maßnahmen auch Hausmittel und alternative Konzepte.

Sind die Beschwerden akut oder chronisch?

Der Leitfaden gibt präzise Auskunft und teilt dazu das Krankheitsbild in drei Gruppen:

  1. Akut sind Symptome, die spätestens innerhalb von drei Monaten vollständig verschwinden.
  2. Noch nicht chronisch sind Beschwerden, die während eines Jahres mindestens viermal auftreten, zwischendurch aber komplett abklingen.
  3. Chronisch ist die Erkrankung, wenn sie durchgehend mehr als zwölf Wochen anhält.

Symptome und Ursachen der (chronischen) Sinusitis

Zwischen der akuten und chronischen Variante gibt es kaum Unterschiede. Am häufigsten zeigen sich unspezifische Symptome. Die nachfolgende Liste enthält typische Anzeichen für beide Arten.

  • Verstopfte Nase
  • Eitriger Nasenausfluss
  • Berührungsschmerz im Gesicht oder an der Stirn
  • Geruchsstörung
  • Mundgeruch
  • Nächtlicher Husten und Auswurf
  • Kopfschmerzen
  • Allgemeine körperliche Schwäche

Die wesentlichen Ursachen

Für die chronische Entzündung der Nebenhöhlen gibt es ein breites Spektrum von Auslösern.

Gewöhnlich sind es Allergien sowie Infektionen durch Viren oder Bakterien. Besonders hartnäckig sind Pilze. Sie finden sich vorwiegend bei älteren, geschwächten Patienten und führen zu schweren Verlaufsformen der Sinusitis.

Weitere Gründe sind eine schiefe Nasenscheidewand sowie Nasenpolypen – ein gutartig wucherndes Gewebe. Letztere sind für eine verstopfte Nase wesentlich mitverantwortlich.

Andere Quellen sind Umweltreize durch Luftschadstoffe oder Tabakrauch. Sie greifen die Schleimhäute an und schwächen sie. Ebenfalls eine Rolle spielt der regelmäßige Genuss von reichlich Alkohol.

Gelegentlich besteht eine familiäre Vorgeschichte. Eine erbliche Veranlagung scheint hier ein Faktor zu sein.

In Einzelfällen führen Zahninfektionen im Oberkiefer dazu, dass sich eine Nebenhöhle entzündet.

Die hilfreichsten Therapiekonzepte

Die Behandlung einer Sinusitis kann sehr langwierig sein, was mit den vielen Ursachen und dem Knochenbau im Gesicht zusammenhängt.

Der Mensch besitzt insgesamt vier Arten von Nebenhöhlen:
Ergänzend zu den Stirnhöhlen sind es die Kiefer-, Siebbein- und Keilbeinhöhlen. Jede für sich oder mehrere gleichzeitig kommen als Beteiligte an den Beschwerden infrage.

Meist sind die Nasengänge mitentzündet, was das Krankheitsbild zusätzlich verstärkt. Die Ärzte sprechen dann von einer Rhinosinusitis. Eine weitere Erschwernis sind Nasenpolypen.

Insbesondere die Kombination verschiedener Ursachen erschwert die Heilung. Ist eine Ursache erfolgreich therapiert, können andere Auslöser die chronische Entwicklung weiterhin fördern.

Bewährte Therapien im Überblick

Wegen der vielfältigen Krankheitsgründe ist es sinnvoll, bei den Heilverfahren für die Sinusitis stets den individuellen Fall zu berücksichtigen. Die Leitlinie sieht zudem vor, die Ursachen und die Symptome gleichzeitig zu behandeln. Sie enthält auch eine Reihe von Vorschlägen, die der Patient selbst durchführen kann.

Operativen Maßnahmen

Sind es anatomische Verwachsungen wie eine schiefe Nasenscheidewand, ist die operative Begradigung ein bewährter Weg zur Heilung. Die verkrümmte Trennwand verhindert, dass der Schleim abfließt. Der Eingriff beseitigt diese Engstelle.

Ein anderes Hindernis für den Ablauf des Nasensekrets sind zu große Nasenmuscheln, die der Arzt chirurgisch verkleinern kann. Behindern Nasenpolypen durch ihr aufquellendes Gewebe die Atemluft und den Schleimfluss, entfernt sie der Operateur3.

Einige Patienten bilden zusätzlich Wucherungen in den Nebenhöhlen. Wegen der Nähe zu den Augen und der Hirnregion ist die chirurgische Therapie hier nicht ungefährlich. Patienten sollten sich in diesem Fall zuvor ausführlich informieren. Das gilt gleichfalls für den langfristigen Behandlungserfolg, der sich nicht in allen Fällen im erhofften Umfang einstellt.

Antibiotika

Bei der chronischen Entzündungsform dringen die Erreger bis in die Nebenhöhlen vor und befallen häufig zusätzlich das Knochengewebe. Entsprechend lange kann die Behandlung dauern. Der Arzt setzt dann eine Kombination eines Antibiotikums (Amoxicillin) mit einem zweiten Wirkstoff (Clavulansäure) ein. Letzterer macht das Antibiotikum wirksamer gegen die Keime.

Nebenwirkungen sind nicht ausgeschlossen. Zu rechnen ist mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Hautausschlägen. Ernsthafte Störungen bezüglich Leber oder Niere sind jedoch selten. Die Kombination ist besser verträglich, wenn die Einnahme zu den Mahlzeiten erfolgt.

Für Schwangere oder bei einem geplanten Kinderwunsch ist diese Kombination nicht geeignet. Das Ungeborene ist gefährdet mit einer ernsthaften, teils lebensbedrohlichen Darmerkrankung zur Welt zu kommen.

Eine alternative Substanzgruppe sind Breitbandantibiotika (Cephalosporine), die gegen viele Keime wirken. Sie sind üblicherweise gut verträglich und verursachen weniger Nebenwirkungen als andere Antibiotika. Schwangere können sie gefahrlos verwenden.

Kortisonpräparate

Kortison wirkt nicht gegen die Auslöser der Erkrankung selbst, ist aber enorm wirksam bei den Symptomen. Darüber hinaus sorgt es dafür, dass die Entzündung sich nicht weiter ausbreitet.

Um damit die chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen zu behandeln, kommen keine Tabletten, sondern Nasensprays zum Einsatz. Sie lindern die Beschwerden deutlich, indem sie abschwellend und entzündungshemmend wirken. Der Patient kann wieder frei atmen. Besonders bei Nasenpolypen ist diese Arzneiform eine gute Hilfe4.

Die Sprays sind schwach dosiert und für die längere Behandlung geeignet. Da die Betroffenen den Wirkstoff nicht einnehmen, gelangt er nicht ins Blut. Entsprechend gering sind Nebenwirkungen wie leichtes Nasenbluten oder schwache Kopfschmerzen.

Schleimlösende Mittel

Diese vorwiegend pflanzlichen, rezeptfreien Präparate (Sekretolytika) lockern das Nasensekret und festsitzende Partikel. Wichtig ist es, während der Therapie ausreichend zu trinken. Das verflüssigt den Schleim und die Ablagerungen, damit sie leichter abfließen5,6.

Als Nebenwirkung kommt es gelegentlich zu Magen-Darm-Beschwerden. Für die gleichzeitige Anwendung mit Hustenmitteln oder Antibiotika sind diese Präparate nicht geeignet.

Allergien

Hier ist im ersten Schritt der Patient gefordert, von ihm erkannte Auslöser zu vermeiden. Bei unklaren Gründen helfen ärztliche anti-allergische Therapiekonzepte.

Hausmittel und weitere Alternativen

Zur symptomatischen Behandlung einer Sinusitis empfiehlt die Leitlinie Nasenspülungen mit reichlich Kochsalzlösung. Die zweckmäßigste Umsetzung sieht wie folgt aus:

  • Geeignete Nasenduschen (Plastikflaschen) mit 250 Millilitern Inhalt gibt es preiswert in Apotheken und Drogerien.
  • Die benötigte Salzmenge ist in abgepackten Einzelportionen erhältlich.
  • Erst das Salz in die Flasche geben, dann mit handwarmem Wasser auffüllen.
  • Über einem Waschbecken oder Schüssel die Salzlösung in ein Nasenloch drücken. Der Schleim und Verkrustungen laufen über die andere Nasenseite ab.
  • Die Lösung mehrmals beidseitig anwenden und die Flüssigkeitsmenge aufbrauchen.
  • Behandlung zwei- bis dreimal täglich durchführen.
Sinusitis Nasenspülung
Eine pflanzliche Alternative zum Kochsalz ist wässriges Eukalyptus- oder Teebaumöl. Dabei pro Füllung der Nasendusche nur einen Tropfen des Öls verwenden, um die Schleimhäute nicht zu reizen.

Die relativ große Flüssigkeitsmenge pro Spülung dient dazu, die Nase nicht nur von Sekret und festen Ablagerungen, sondern auch von Keimen und Schadstoffen zu befreien. Das unterstützt das Abheilen.

Wer die Nasenspülung als unangenehm empfindet, kann auf Dampfinhalationen mit Salzwasser, Ölen oder Kräutern ausweichen.

Rotlicht ist eine unterstützende Maßnahme. Die Wärme beschleunigt das Abklingen der Entzündung und lindert Kopf- und Druckschmerzen.

Die Leitlinie spricht nicht gegen die Homöopathie, wünscht sich allerdings mehr Daten. Wer über positive Erfahrungen mit dieser Therapieform bei Erkältung oder Schnupfen verfügt, sollte diese Variante erwägen. Die meisten Kassen beteiligen sich an den Kosten.

Der Erfolg einer Akupunktur lässt sich gemäß der Leitlinie derzeit nicht abschließend bewerten. Einen Versuch sollte es wert sein. Die Kassen übernehmen in diesem Fall allerdings keine Kosten.

Fazit

Es gibt eine Reihe bewährter Hilfen zur Therapie einer chronischen Sinusitis. Die verfügbare Bandbreite reicht von operativen Eingriffen über Arzneimittel und ärztlich empfohlenen Hausmitteln bis hin zu alternativen Konzepten. Bei der Auswahl sind zwei Dinge wichtig: Einerseits zählt das individuelle Krankheitsbild, andererseits sind es die Vor- und Nachteile, die jede Methode aufweist.

Ergänzend zu den gewählten Therapien sollten die Patienten ihren Lebensstil hinterfragen und ungünstige Verhaltensweisen korrigieren. Bis zum ersehnten Erfolg ist in der Mehrzahl der Fälle Geduld erforderlich.

Quellenverzeichnis

[1] https://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=32351
[2] http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/017-049_und_053-012k_S2k_Rhinosinusitis_2017-12.pdf
[3] http://www.chronische-sinusitis.com/chronische-sinusitis-therapie
[4] http://www.chronische-sinusitis.com/sinusitis-news/nasennebenhoehlenentzuendung-kortison
[5] http://www.medizin-kompakt.de/sekretolytika
[6] https://www.onmeda.de/Wirkstoffgruppe/schleimlösende+Mittel.html

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Über den Autor
Dr. Erwin Spiegel

Dr. Erwin Spiegel ist promovierter Chemiker und arbeitet seit über 30 Jahren als geprüfter wissenschaftlicher Klinikreferent. Mit seinem großen Erfahrungsschatz ist er der richtige Ansprechpartner für schulmedizinische und pharmazeutische Fragenstellungen. Mehr Informationen zu unseren Autoren finden Sie auf der Seite Über uns
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