Gesundheit

Bandscheibenvorwölbung – Bandscheibenvorfall verhindern

Bandscheibenvorwölbung

Stellt der Arzt bei Kreuzschmerzen die Diagnose Bandscheibenvorwölbung, können viele Menschen diesen Begriff nur grob zuordnen oder verwechseln ihn mit dem Bandscheibenvorfall. Das macht sie unsicher, weil viele offene Fragen zur gesundheitlichen Bedeutung dieses Befundes bleiben.

Hier bietet die nachfolgende Übersicht eine gute Orientierung und nützliche Hinweise, um beruhigter mit dem Problem umzugehen. Dazu tragen die aufgezeigten Wege der Behandlung und Selbsthilfe wesentlich bei. Sie schützen vor Komplikationen, lindern die Schmerzen und bringen vielen Betroffenen anhaltende Beschwerdefreiheit.

Bandscheibenvorwölbung — kurze Übersicht

Die Wirbelsäule ist eine geniale Konstruktion der Natur. Dabei gelang es ihr, jeweils zwei Wirbelkörper als „knochenharte“ Bauteile mit der flexiblen Bandscheibe als „Belag“ wie ein Sandwich zusammenzufügen. Das so stufenweise gebildete Rückgrat ist nach allen Richtungen beweglich und gleichzeitig stark belastbar1,2.

Die Band- oder Zwischenwirbelscheibe selbst ist ein ovales Gelkissen, das ein faseriger, knorpelartiger Ring fest umschließt. Gleichzeitig stabilisiert er beim Drehen und Beugen des Körpers die Bandscheibe, wenn sie die entstehenden Belastungen der Wirbelsäule auffängt und ausgleicht.

Im Laufe der Jahre jedoch verliert die ringförmige Hülle wie ein alterndes Gummiband an Spannkraft und neigt dazu, sich zu weiten und auszustülpen. Die so entstehende “Beule” ist die Bandscheibenvorwölbung, die jetzt mit ihrem Auswuchs gegen das Rückenmark und die dort abzweigenden Nerven drückt.

Eine andere Bezeichnung dafür ist der inkompletter Bandscheibenvorfall. Der Begriff verdeutlicht, dass es sich zunächst um eine Vorstufe handelt. Ein Bandscheibenvorfall liegt erst vor, wenn das Faserband reißt und die austretende Gelmasse verstärkt auf die Nerven presst.

Weitere Namen für die Bandscheibenvorwölbung sind Bandscheibenprotrusion, Diskusprotrusion oder vereinfacht Protrusion.

Häufige Symptome

Die Symptome einer Bandscheibenprotrusion gehen primär von den Lendenwirbeln aus, da sie am stärksten den Alltagsbelastungen ausgesetzt sind. Daneben sind die Halswirbel eine Störquelle, die Brustwirbel fast nie.

Die Beschwerden zeigen individuell ein sehr unterschiedliches Bild. Entsteht die Bandscheibenvorwölbung langsam über Wochen und Monate, nehmen viele Menschen das kaum wahr. Baut sich der Druck auf das Rückenmark und die Nervenfasern dagegen rasch auf, können akut stärkere Schmerzen auftreten.

Übliche Symptome beinhalten

  • Vorzugsweise Störungen im Lendenbereich
  • Dumpfe, tief sitzende Schmerzen im unteren Rücken, schwer lokalisierbar
  • Schmerzausstrahlung bis in die Beine, Füße und Zehen
  • Kribbelndes oder taubes Gefühl im Gesäß, teils bis hinab in die Füße
  • Schwächelnde Beinmuskeln und unsichere Bewegungsabläufe
  • Gelegentlich gestörter Sehnenreflex im Knie
  • Im Einzelfall spontaner Bewegungsschmerz, ähnlich einem Hexenschuss
  • In seltenen Fällen anhaltende Versteifungen oder Lähmungserscheinungen
  • Bei betroffenen Halswirbeln stechende Schultern bis in die Arme hinein, öfters zusätzlich Schmerzen im Hinterkopf

Ursachen teils altersabhängig

Erhält die flexible Scheibe mit ihrem gallertartigen Kern an einem Rand Druck, weicht sie wie jedes Kissen zur Gegenseite hin aus. Das geschieht zum Beispiel beim Vorbeugen des Oberkörpers, wenn zwei Wirbel sie bauchseitig zusammendrücken. Dabei pressen sie die Gelmasse nach hinten in Richtung des Rückenmarks2.

In jungen Jahren ist das alles kein Problem. Ab Mitte dreißig allerdings beginnen natürliche Abbauprozesse. Sie schwächen die Bandscheibe selbst, aber auch die sie umgebenden Haltestrukturen in Form von Bändern und Muskeln. Obendrein verliert die Gallertmasse langsam Flüssigkeit, worunter ihre Pufferfunktion leidet und sie zu schrumpfen beginnt.

Bandscheibenvorwölbung Behandlung
Hinzu kommen die individuellen, berufs- und alltagsbedingten körperlichen Belastungen wie zum Beispiel schweres Heben oder ruckartiges Bewegen. Sie drücken den Gallertkern der Bandscheibe besonders kräftig gegen den schlaffer werdenden Faserring und belasten den äußeren Halteapparat, was den degenerativen Prozess zusätzlich beschleunigt.

Ebenfalls nachteilig wirkt ein langsam zunehmender Nährstoffmangel der Zwischenwirbelscheibe. Die Gründe hierfür sind einerseits die moderne, einseitige Ernährung und andererseits wenig Bewegung. Nur diese transportiert jedoch wie auf einem Förderband die benötigten Nährstoffe in die Scheibe.

Ein weiterer Belastungsfaktor sind überflüssige Kilos, mit denen viele Betroffene ihre “Stoßdämpfer” zusätzlich „unter Druck“ setzen.

Hilfreiche Behandlungsformen

Die Schwerpunkte in der Therapie sind konservative ärztliche Maßnahmen, begleitet von Physiotherapie sowie von verschiedenen Formen der Selbsthilfe und Vorsorge. Nur in seltenen Fällen mit zum Beispiel starken Lähmungserscheinungen sind operative Maßnahmen nötig3.

Konservative Verfahren

Bei akuten Problemen helfen Spritzen mit einem Schmerzmittel oder Cortison. Zum Einnehmen eignen sich bewährte Wirkstoffe wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol oder Diclofenac. Neben den Tablettenformen sind schmerzstillende Salben nützlich. Für Verspannungen der Muskulatur kommen Arzneimittel infrage, die krampflösend wirken.

Bei den nicht medikamentösen Maßnahmen steht die Krankengymnastik an erster Stelle. Im Anschluss daran sollten die Betroffenen mit den Therapeuten besprochene, alltagstaugliche Konzepte eigenständig fortführen. Als Belohnung winkt ihnen langfristig anhaltende Besserung.

Selbsthilfe und Vorsorge

Der Schwerpunkt in der Selbsthilfe und gleichermaßen der Vorsorge ist die Bewegung aus eigener Kraft. Nur sie schafft es, alle Strukturen der Wirbelsäule funktionsfähig zu halten und bei Bedarf die Selbstheilungskräfte des Organismus anzuregen. Das vor Jahren empfohlene Konzept von strenger Ruhe und Passivität gilt heute als falsch.

Bei Rückenschmerzen sich zu schonen ist der größte Fehler, den man machen kann. Wir brauchen die BewegungDr. Martin Marianowicz, Facharzt für Orthopädie, in einen TV-Beitrag von KABEL EINS

Im ersten Schritt ist die Teilnahme an fachlich betreuten Rückenkursen der richtige Weg. Später lässt sich das Erlernte eigenständig im Verein, im Fitnesscenter oder Zuhause fortsetzen.

Eine Alternative zu diesen Schulungen sind teils kostenlose Videos aus dem Internet, die als Anleitung für häusliches Training dienen4. Das ist zwar weniger unterhaltsam als in einer Gruppe, hat aber einen gleichwertigen Gesundheitseffekt. Viele Ärzte, Therapeuten und Krankenkassen unterstreichen das, indem sie den Nutzen dieser Übungshilfen durchweg positiv bewerten.

Wer das eigene Sofa zu seinen engen Freunden zählt, sollte Aktivitäten außer Haus wieder aufgreifen, die ihm früher Freude machten. Das können längere Spaziergänge, aber ebenso Ausgleichsport wie Schwimmen, Radfahren, Walking oder Jogging sein. Als orientierenden Zeitrahmen empfehlen Fachleute, dafür wöchentlich etwa zwei bis drei Stunden vorzusehen.

Zum Plan für einen gesunden Rücken gehört ergänzend der Abbau von Übergewicht. Ein leicht gangbarer Weg ohne quälende Diäten führt über eine ausgewogene Ernährung, die mehr Vielfalt bietet als die moderne, schnelle Küche.

Ein sehr wichtiger Zusatznutzen eines abwechslungsreichen Speiseplans mit vielen Frischprodukten ist die bessere Versorgung der Bandscheibe mit Nährstoffen, was deren Abbau deutlich verlangsamt.

Fazit

Eine Bandscheibenvorwölbung ist noch kein Bandscheibenvorfall, sondern zunächst dessen Vorstufe. Entsprechend gut sind die Chancen, durch geeignete Maßnahmen anhaltende Besserung bis hin zur Beschwerdefreiheit zu erzielen.

Kernpunkt aller Behandlungskonzepte einschließlich der Selbsthilfe und Vorsorge ist die regelmäßige Bewegung. Dazu gehört begleitend, falsche Belastungen des Körpers im Alltag, am Arbeitsplatz und in der Freizeit zu vermeiden.

Wer die empfohlenen sportlichen Aktivitäten durch eine Kontrolle des Körpergewichts und eine gesündere Lebensweise ergänzt, ist gegen das potenzielle Risiko eines späteren Bandscheibenvorfalls zusätzlich gut abgeschirmt.

Quellenverzeichnis

[1] https://www.tk.de/centaurus/servlet/contentblob/32132/Bild/7850
[2] www.montazem.de/deutsch/assets/images/Bandscheibe_bewegung.jpg
[3] Dr. Martin Marianowicz – Aufs Kreuz gelegt
[4] https://www.youtube.com/watch?v=obIUFdvLIaw

Diesen Beitrag teilen
Über den Autor
Dr. Erwin Spiegel

Dr. Erwin Spiegel ist promovierter Chemiker und arbeitet seit über 30 Jahren als geprüfter wissenschaftlicher Klinikreferent. Mit seinem großen Erfahrungsschatz ist er der richtige Ansprechpartner für schulmedizinische und pharmazeutische Fragenstellungen. Mehr Informationen zu unseren Autoren finden Sie auf der Seite Über uns
Wenn Sie Fragen an Dr. Spiegel haben, kontaktieren Sie ihn bitte unter dieser E-Mail Adresse

Artikel Optionen
Erklärungen

Symptome

Hintergrundwissen

westliche Medizin

alternative Heilkunde

Hausmittel

Ernährung

* = Affiliatelink
Durch Klick auf diesen Link werden Sie zum Angebot auf einer Partnerseite weitergeleitet. Beim Kauf erhalten wir eine Provision. Der Preis ändert sich weder negativ noch positiv für Sie.