Nahrungsergänzung

Alpha-Liponsäure – ein vielfältiger Naturstoff

Alpha Liponsäure

Zum Lebensstil in der modernen westlichen Welt gehören viele Arten von Stress. Dieser wird begleitet von einer vermehrten Bildung schädlicher freier Radikale, die eine Gefahr für die Gesundheit bedeuten.

Kann Liponsäure als Wunderwaffe gegen freie Radikale und als unentbehrlicher Helfer bei der Energiebereitstellung in der Zelle schützen? Hat es im Krankheitsfall positive Effekte?

Was ist Alpha-Liponsäure?

Chemisch gesehen, handelt es sich bei der Liponsäure um eine Carbonsäure, einem Abkömmling der Pentansäure. Die exakte chemische Bezeichnung lautet 1,2-Dithiolan-3-pentansäure. Die gebräuchliche Abkürzung ALA leitet sich aus der englischen Übersetzung alpha lipoic acid ab.

Der Körper kann Alpha-Liponsäure selbst herstellen oder über die Nahrung aufnehmen. Rindfleisch, Innereien wie Nieren und Leber sowie Hefe enthalten gewisse Mengen, die sich über den Magen-Darm-Kanal rasch im Körper verteilen.

Aufgrund der vielen positiven Wirkungen und Anwendungsgebiete kann Alpha-Liponsäure auch über Nahrungsergänzungsmittel bezogen werden. Neben Produkten mit nur diesem Wirkstoff ist sie in vielen Fällen auch Teil einer Wirkstoffkombination.

Es existieren zwei Stereo-Isomere, also Verbindungen mit gleicher Summenformel und Struktur, aber unterschiedlicher Ausrichtung des schwefelhaltigen Ringes. Bei der dreidimensionalen Betrachtung erscheinen beide Formen als Spiegelbilder, ähnlich der linken und rechten Hand. Zur Kennzeichnung werden die Buchstaben R uns S verwendet.

Die R(+) Alpha-Liponsäure ist die natürliche Form, auf die sich die vielfältig beschriebene Wirkungen beziehen. Für die synthetisch hergestellte S(-) Form konnte bisher keine biologische Funktion nachgewiesen werden. Vielmehr wird vermutet, dass diese Form die positiven Effekte der R-Form teilweise aufhebt. Gemische aus beiden mit je 50 Prozent tragen die Bezeichnung (RS)-Liponsäure.

Der Naturstoff ist bereits in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts entdeckt und charakterisiert worden.

Funktionen im Körper

Alpha-Liponsäure ist an vielen Prozessen im Körper beteiligt und essentiell für unsere Gesundheit.

Energiegewinnung

Sie ist in den Mitochondrien, die als Kraftwerke der Zellen gelten, zu finden und hat eine wichtige Funktion bei der Energieproduktion.

Alpha-Liponsäure reagiert dabei als Coenzym, also als niedermolekularer Bestandteil von Enzymen, der diese bei der Umsetzung unterstützt. In den Mitochondrien hilft die Alpha-Liponsäure dabei, den Abbau der Glucose mit einem zweiten wichtigen Stoffwechselweg zur Energiegewinnung, dem Zitronensäurezyklus, zu verbinden.

Radikalfänger

Eine zweite bemerkenswerte Eigenschaft von Alpha-Liponsäure ist die Fähigkeit, sich leicht zu seiner reduzierten Form der Dihydroliponsäure umzusetzen.

Beide Formen bilden ein wirksames Redoxsystem und können verbrauchte Antioxidantien wieder regenerieren. Auf diese Weise findet quasi ein Recycling verschiedener Antioxidantien wie Vitamin C und E, Coenzym Q10 und Glutathion statt.

Außerdem sind Alpha-Liponsäure und Dihydroliponsäure potente Radikalfänger. In einigen wissenschaftlichen Studien wird diese Wirkung allerdings auf die Fähigkeit beschränkt, den antioxidativen Status der Zellen zu fördern, indem es verbrauchte Antioxidantien regeneriert 1.

Vielfach wird dabei die Fähigkeit, die Blut-Hirn-Schranke passieren und damit das Gehirn schützen zu können, in den Vordergrund gestellt. Dieser Prozess ist jedoch noch nicht vollständig erklärt und wissenschaftlich einwandfrei belegt 2.

Abbau von (Schwer-)Metallen

Eine weitere wichtige Wirkung der Liponsäure ist ihre Fähigkeit, Metallionen aus dem Körper zu schleusen.

Zwar sind zahlreiche Körperfunktionen auf die Anwesenheit von Metallionen angewiesen. Auf der anderen Seite reagiert der Körper empfindlich auf eine Überdosierung, wenn sie in ungebundener Form vorliegen (Kupfer, Eisen) oder auf Metalle, die bereits in geringen Mengen giftig wirken (Quecksilber, Blei, Arsen).

Alpha-Liponsäure kann auf verschiedenen Wegen Schutz bieten. Es kann mit Metallionen komplexe Verbindungen (sogenannte Chelate) eingehen, die so wasserlöslich werden und damit ausgeschieden werden können. Metalle wie Mangan, Zink, Cadmium, Quecksilber, Arsen, Blei, Nickel lassen sich in Chelat-Komplexe umwandeln und ausscheiden 3.

Wirkung bei verschiedenen Erkrankungen

Inzwischen gibt es eine Reihe von wissenschaftlichen Publikationen, die die Wirkung dieses Naturstoffs belegen4.

Diabetes

Seit vielen Jahren wird Alpha-Liponsäure Diabetes Patienten verabreicht, die an einer Neuropathie leiden. Dahinter verbergen sich Erkrankungen der peripheren Nerven, die sich außerhalb des Gehirns oder Rückenmarks befinden. Etwa jeder dritte Patient ist infolge eines dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegels davon betroffen5.

Inzwischen wurden weitere Effekte erkannt, die die Stoffwechselsituation bei Diabetes verbessern können.

So senkt Alpha-Liponsäure den Blutzuckerspiegel und verbessert die Insulinempfindlichkeit. Wegen seines antioxidativen Potentials schützt es das Gewebe, das durch den hohen Blutzuckerspiegel besonders gefährdet ist. Eine verstärkte Fettverbrennung kommt adipösen Erwachsenen mit Typ 2 Diabetes zugute.

Leber

Die Leber ist als Entgiftungsorgan für den Abbau toxischer Stoffe und deren Überführung in eine ausscheidbare Form verantwortlich. Unterstützung erhält die Leber dabei von der Alpha-Liponsäure.

Bei einer Vergiftung, beispielsweise durch den grünen Knollenblätterpilz, kann die Verabreichung von Alpha-Liponsäure die Überlebenschance erhöhen. Allgemein verhindert sie die oxidative Schädigung durch Metalle, Gifte und Medikamente in der Leber und wirkt über die erhöhte Insulinempfindlichkeit einer Leberverfettung entgegen.

Über andere Mechanismen werden Faktoren beeinflusst, die für die Ausbildung einer Leberfibrose (Veränderung im Bindegewebe der Leber) Bedeutung haben. Dies liegt die Vermutung nahe, dass mit Alpha-Liponsäuren chronischen Lebererkrankungen vorgebeugt werden könnte.

Nervensystem

Das Gehirn hat einen sehr hohen Energiebedarf und ist empfindlich gegenüber oxidativem Stress. In der wissenschaftlichen Literatur finden sich Hinweise, dass Liponsäure vor Schlaganfall, Alzheimer- und Parkinson Erkrankungen schützen könnte.

Außerdem könnten Erkrankungen wie Schizophrenie, bei denen eine verringerte Glutathionkonzentration eine Rolle spielt, positiv beeinflusst werden.

Herz und Kreislauf

Auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist der oxidative Stress ein bedeutender Risikofaktor. Reaktive Sauerstoffverbindungen, sogenannte Radikale, liegen in derart großen Mengen vor, dass die Entgiftungsfunktion überfordert ist. Alpha-Liponsäure unterstützt die antioxidativen Prozesse, um diese Radikale zu binden.

Des Weiteren wurde in einer Studie gezeigt, dass sich bei adipösen Personen die Blutgefäßerweiterung und damit der Blutdruck verbessert. Regulationen unter Beteiligung von Alpha-Liponsäure, die die Entzündung hemmen, können ebenfalls das Herz vor einer Schädigung schützen.

Krebs

Im Verlauf einer Krebserkrankung wurden verschiedene Prozesse identifiziert, die durch Alpha-Liponsäure verändert werden können. Einige Ergebnisse wurden zunächst in Reagenzglas-Modellen (in vitro) erzielt und müssen erst im Menschen bestätigt werden.

Allgemeine Effekte der Alpha-Liponsäure auf freie Radikale, die Entzündungsreaktion und die Glutathion-Menge, die der Tumorausbreitung entgegen wirken, könnten die Krebsbehandlung sinnvoll ergänzen.

Alterung

Alterung
Vom allgemeinen Alterungsprozess sind auch die Mitochondrien betroffen. Als Folge sinkt die Energiegewinnung und es entstehen mehr freie Radikale. In Tierversuchen konnte nachgewiesen werden, dass in Gegenwart von Alpha-Liponsäure weniger Mitochondrien untergehen.

Eine Reihe von Enzymen, die an der Zerstörung von Radikalen beteiligt sind, wird durch Alpha-Liponsäure geschützt. Da außerdem mit zunehmendem Alter die eigene Liponsäure Herstellung abnimmt, könnte eine entsprechende Ergänzung von Vorteil sein.

Dosierung

Seit 1966 dient Alpha-Liponsäure als Medikament zur Behandlung der Neuropathie bei Diabetes-Patienten und von Lebererkrankungen. Zusätzlich hat es sich in der sogenannten Chelat-Therapie, bei der Entgiftung insbesondere von Quecksilber bewährt. Wird Liponsäure in der Therapie eingesetzt, wird die Dosierung vom Arzt festgelegt.

Inzwischen wächst seine Bedeutung als Nahrungsergänzungsmittel. Hier empfiehlt es sich, auf die Deklaration zu schauen. Vielfach wird Alpha-Liponsäure als RS-Liponsäure angeboten und eine Menge von 600 bis 1800 Milligramm (R/S)-Alpha-Liponsäure pro Tag empfohlen. Die Angaben zur wirksamen Dosis in Studien beziehen sich aberauf R(+) Alpha-Liponsäure.

Eine verbesserte Insulinempfindlichkeit bei Diabetes Typ2 wurde bei 600 bis 1200 Milligramm R(+) Alpha-Liponsäure pro Tag erzielt6. Als sichere maximale Dosis pro Tag gilt eine Menge von 61,9 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht7.

Nebenwirkungen

Eine Dosierung von bis zu 2400 Milligramm pro Tag zeigte keine Nebenwirkungen in den veröffentlichten klinischen Studien. Als sehr seltene Nebeneffekte werden Übelkeit, Geschmacksstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel, vermehrtes Schwitzen und Sehstörungen genannt.

Schwangere und Stillende sollten vor der Einnahme einen Arzt konsultieren.

Fazit

Wir wissen, dass unser Körper jeden Tag mit dem Stress durch freie Radikale zu kämpfen hat. Sie werden durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst und lassen sich kaum unterdrücken. Umso wichtiger ist es, die Beseitigung dieser schädlichen Stoffe zu unterstützen.

Alpha-Liponsäure verbessert den Abbau von toxischen Stoffen und Radikalen. Zahlreiche Studien konnten nachweisen, dass zusätzliche, als Ergänzung des körpereigenen Vorrats aufgenommene Alpha-Liponsäure, vorbeugend wirkt und den Verlauf verschiedener Erkrankungen günstig beeinflusst.

Quellenverzeichnis

[1] Han D, Handelman G, etal.: “Lipoic acid increases de novo synthesis of cellular glutathione by improving cystine utilization.” Biofactors. 1997;6(3):321-38.
[2] Arivazhagan P, Shila S, et al.: “Effect of DL-alpha-lipoic acid on the status of lipid peroxidation and antioxidant enzymes in various brain regions of aged rats.” Exp Gerontol. 2002;37(6):803-11.
[3] Tibullo D, Li Volti G, et al.: “Biochemical and clinical relevance of alpha lipoic acid: antioxidant and anti-inflammatory activity, molecular pathways and therapeutic potential.” Inflamm Res. 2017 Jul 4.
[4] http://www.orthoknowledge.eu/wp-content/uploads/2012/05/Complementair-Alpha-Liponsaure.pdf
[5] Ziegler D et al.: “Treatment of symptomatic diabetic peripheral neuropathy with the antioxidant alfa-lipoic acid. A 3-week multicentre randomized controlled trial (ALADIN Study).” Diabetologia. 1995;38:1425-1433
[6] https://www.aerzteblatt.de/archiv/2585/Alpha-Liponsaeure-bessert-kurzfristig-Nervenfunktion-Studie-soll-langfristigen-Nutzen-abklaeren
[7] Cremer DR et al. “Safety evaluation of α-lipoic acid (ALA).” Regul Toxicol Pharmacol. 2006;46(1):29-41.

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Über den Autor
Dr. Martina Beck

Dr. Martina Beck arbeitet als promovierte Naturwissenschaftlerin in der universitären Forschung im Gesundheitswesen und nimmt unmittelbar an aktuellen Fragestellungen der Wissenschaft teil. Sie legt viel Wert darauf, Forschungsergebnisse auch für interessierte Laien verständlich darzustellen. Mehr Informationen zu unseren Autoren finden Sie auf der Seite Über uns
Wenn Sie Fragen an Dr. Martina Beck haben, kontaktieren Sie Sie bitte unter dieser E-Mail Adresse

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